02.07.2020

„Ich freue mich darauf anderen zu helfen!“

Mirjam Benkowitz ist als ehrenamtliche Peer-Beraterin dabei

Im Bekanntenkreis und bei ihren Kolleginnen und Kollegen im StadtGalerieCafé heißt es oft: „Frag Mirjam!“ Denn Mirjam Benkowitz weiß eine Menge und kann gut erklären. Im Internet sucht und findet sie schnell die passenden Informationen zu unterschiedlichsten Themen. Vor allem aber kann sie gut und aufmerksam zuhören und ist sehr hilfsbereit: „Ich freue mich darauf, auch in der EUTB anderen Menschen helfen zu können!“, sagt sie. Mirjam Benkowitz arbeitet nämlich als ehrenamtliche Peer-Beraterin in der ergänzenden unabhängigen Teilhabe-Beratung (EUTB) der Lebenshilfe Osnabrück in einem Beratungs-Tandem.

Peer-Beratung im Tandem bedeutet, dass ein Mensch mit einer Behinderung gemeinsam mit einem anderen Berater oder einer anderen Beraterin die Beratungsgespräche gestaltet. Die Tandem-Partnerin von Mirjam Benkowitz ist Claudia Meyer, Leiterin der EUTB.

Peer-Beratungstandem-2

Mirjam Benkowitz ist ehrenamtliche Peer-Beraterin der Lebenshilfe.

Intensive Vorbereitung

Zur Vorbereitung auf ihre Zusammenarbeit haben sie gemeinsam sieben mehrtägige Schulungsmodule in Hannover besucht. „Es war für mich das erste Mal, dass ich in einer anderen Stadt mit so vielen fremden Leuten eine Fortbildung gemacht habe. Aber es war interessant und spannend!“, berichtet Mirjam Benkowitz, die sich manchmal auch gewundert hat: „Einige Themen wurden ziemlich schwer erklärt, obwohl es eine inklusive Schulung war.“ Claudia Meyer ergänzt: „Eigentlich ist Mirjam ja ein zurückhaltender Mensch. Aber in der Schulung hat sie deutlich gesagt, wenn es zu kompliziert war. Das war richtig und wichtig, und dann hat es auch gut geklappt.“

Wie eine Fernsehmoderatorin

Trotz der Schulungsvorbereitung hatte Mirjam Benkowitz ein bisschen Sorge, in den Beratungen den „roten Faden“ zu verlieren. Doch das Tandem fand auch dafür eine Lösung: „Wir haben uns diese Karten ausgedacht“, erklärt die ehrenamtliche Beraterin. Sie zeigt einen ganzen Stapel Bildkarten. Ganz oben liegt eine mit zwei Händen, die einander zur Begrüßung drücken. Auf der Rückseite steht dann auch: „Begrüßung“. Nach und nach dreht Mirjam die Karten, die sie nun in der Hand hält, um. Das sieht ein wenig aus wie bei einer Fernsehmoderatorin: Die Reihenfolge der Karten ist ihr Leitfaden durch das Gespräch. Als Beobachter bekommt man einen guten Eindruck, wie eine Beratung mit dem Tandem ablaufen kann. Mirjam Benkowitz weiß, dass die Ratsuchenden erst einmal „ankommen müssen“, zum Beispiel weil sie aufgeregt sind: „Dann kann ich fragen, ob sie uns gut gefunden haben. Das bringt Ruhe rein und ist aber auch ein guter Einstieg in ein Gespräch.“

Peer-Beratungstandem-3
Mirjam Benkowitz (links) und Claudia Meyer werfen sich im Beratungstandem die Bälle zu.

Ein Tandem, das sich Bälle zuwirft

Im zweiten Teil der Beratung geht es dann um die Fragen und Themen, mit denen die Ratsuchenden in die EUTB kommen. Auch diesen Gesprächsteil beschreiben Mirjam Benkowitz und Claudia Meyer gerne in Bildern: „Wir wechseln immer wieder die Position auf dem Tandem: Mal lenkt die eine, mal die andere. Und im Gespräch werfen wir einander die Bälle zu.“ Es gibt Themen, bei denen Mirjam Benkowitz mit ihren Erfahrungen eine echte Expertin ist: „Ich kann etwas über meine Arbeit außerhalb der Werkstatt erzählen. Und über den Auszug von zu Hause und das Wohnen im WirQuartier. Aber ich kenne mich auch gut mit Bus und Bahn aus und mit Fragen rund um den Schwerbehinderten-Ausweis“, nennt die junge Frau einige Beispiele und zeigt auf eine Liste, auf der es zu jedem Thema ein passendes Bild gibt. Sie tippt auf das Paragrafen-Zeichen: „Wenn es um rechtliche Dinge geht, werfe ich den Ball gerne zu Claudia rüber“, lacht sie.

Andere Perspektive in der Beratung

Claudia Meyer ist sich sicher, dass die Beratung im Tandem eine andere Qualität hat als das Einzelgespräch: „Mirjam teilt viele Erfahrungen mit den Ratsuchenden mit Behinderung. Das verändert die Atmosphäre. Ich kann mich zwar gut in die Betroffenen einfühlen, aber sie kennt die Gefühle und Probleme oft aus eigenem Erleben. Und auch in der Beratung von Angehörigen kann sie eine andere Perspektive ins Gespräch einbringen.“ Das Material, das die beiden zusammen für ihre Beratungen entwickelt haben, wird die Gespräche in der EUTB – nicht nur im Tandem - erleichtern. „Unsere Bildkarten sind ja nicht nur für mich ein gutes Hilfsmittel. Sicher gibt es auch Ratsuchende, die mit dieser Unterstützung leichter mit uns reden können. Dann können wir ihnen auch besser helfen“, sagt Mirjam Benkowitz. Denn das ist für sie das Wichtigste in ihrem neuen Ehrenamt.

Vergrößern von Text und Bildern


Sie können die Darstellung der Webseite durch Ihre Tastatur vergößern oder verkleinern.

Zum Vergößern der Webseite halten Sie bitte die Taste „STRG“ gedrückt und betätigen Sie die „+“ Taste schrittweise.

Zum Verkleinern der Webseite halten Sie bitte die Taste „STRG“ gedrückt und betätigen Sie die „-“ Taste schrittweise.

Zur Originalgröße zurück? Halten Sie bitte die Taste „STRG“ gedrückt und betätigen Sie die „0“ Taste einmalig.

Bitte beachten Sie, dass die Darstellung je nach verwendeten Browser unterschiedlich sein kann.