04.04.2020

Entlastung für die Unerhörten

Coronakrise: Lebenshilfe fordert mehr Unterstützung für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige

Für Menschen mit Behinderungen und deren pflegende Angehörige wird die Corona-Pandemie zu einer zunehmenden Belastung – sowohl pflegerisch als auch finanziell. Die Lebenshilfe Osnabrück fordert daher dringend mehr Unterstützung und Entlastung für die Betroffenen. Viele Eltern mit einem behinderten Kind seien bereits jetzt am Ende ihrer Möglichkeiten und ihrer Kräfte – auch in der Region Osnabrück.

Corona-Unterstuetzung-1

© Lebenshilfe / David Maurer

„Die Corona-Auswirkungen machen vor niemandem Halt“, betont der Osnabrücker Lebenshilfe-Vorsitzende Franz Haverkamp. Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige seien natürlich nicht die einzigen Betroffenen der Corona-Einschränkungen. „Als Stimme der Eltern, die zuhause ein jugendliches oder erwachsenes Kind mit hohem Unterstützungsbedarf pflegen, fällt uns aber auf, dass diese gesellschaftliche Gruppe bislang in der öffentlichen Wahrnehmung komplett durchs Raster fällt.“ Nicht umsonst werde bei der Gruppe der pflegenden Eltern oftmals von den „Unerhörten“ gesprochen. „Eltern mit einem behinderten Kind finden kaum Gehör und bleiben oftmals unsichtbar – dabei sind sie derzeit im besonderen Maße von den Corona-Einschränkungen betroffen.“

Keine Entlastung für die Risikogruppen

Menschen mit Behinderungen zählen zu der sogenannten „Risikogruppe“ und sollen und müssen bestmöglich geschützt werden. Das habe aber zur Folge, dass es für die Eltern immer schwieriger wird, die dringend benötigte Unterstützung bei der Grundpflege zuhause sicherzustellen – und dies in Zeiten von langfristigen Schließungen der Kitas, Schulen und Werkstätten. „Viele Eltern lassen zum Schutz ihrer Risikogruppen-Kinder kaum noch Helfer ins Haus und leisten die Rund-um-die-Uhr-Pflege daher nahezu komplett alleine“, so Haverkamp. In sehr vielen Familien habe sich ein berufstätiges Elternteil unbezahlt freistellen lassen. Zwar seien kurzfristige finanzielle Kompensationen z.B. über das Pflegeunterstützungsgeld möglich. „Mit Blick auf die kommenden Wochen benötigen die hochbelasteten Eltern aber dringend insbesondere pflegerische Unterstützung“, betont der Osnabrücker Lebenshilfe-Vorsitzende. „Wir wissen durch Gespräche mit uns bekannten Familien, dass viele bereits am Ende ihrer Kräfte sind.“

Flexible Hilfen dringend erforderlich

Haverkamp fordert daher schnelle, unbürokratische und flexible Hilfen für betroffenen Familien. „Hier ist auch unsere Solidargemeinschaft gefragt und aufgefordert, die ‚unerhörten‘ Familien bei der Pflege ihrer behinderten Kinder und Jugendlichen zu unterstützen.“ Haverkamps Appell richtet sich aber auch an die Kommunen, Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige insbesondere in diesen Zeiten nicht außer Acht zu lassen. „Nun kann sich zeigen, welche Kommune und welche Solidargemeinschaft die Inklusion trägt und voranbringt.“ Um den genauen Unterstützungsbedarf der betroffenen Familien zu ermitteln, holt die Lebenshilfe Osnabrück derzeit ein Stimmungsbild bei ihren Mitgliedern und Kunden des Familienentlastenden Dienstes ein. „Aus den ‚unerhörten‘ sollen die ‚gehörten‘ Eltern werden, denen geholfen wird.“

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